Bis jetzt habe ich den Thread interessiert mitgelesen und es fällt mir auf, dass Ihr hauptsächlich von genügend Leistung redet. Diese ist aber gerade in den Bergen, und besonders dort beim Herausbeschleunigungen aus Kurven mit eventuell noch großer Steigung, nicht DAS entscheidende Kriterium, sondern ein hohes Drehmoment, welches einem möglichst schon bei sehr tiefen Drehzahlen zur Verfügung steht.
Ich war schon mit 250 ccm und 17 PS mit zwei Personen (in meinen ganz jungen Jahren) bis hin zur GW mit 1500 ccm in den Alpen, bis hinauf auf knapp 3.000 m. Leider noch nicht mit einer Harley. Bei allen Moppeds mit den "üblichen" Drehmomentverläufen und einer markanten Drehmomentspitze im mittleren Drehzahlbereich oder etwas darüber, musste man sich bei steilen Serpentinen tatsächlich möglichst in der Nähe der Leistungsspitze aufhalten, um saubere Ideallinien auch mit Spaß herausbeschleunigen zu können.
Als ich dann aus familiären Gründen (mit Kind und Kegel auf Reisen) auf eine GW umstieg, wurde ich ausgelacht, damit Alpentouren unternehmen zu wollen und bin auch mit etwas Respekt an die Sache herangegangen, da mit zwei Personen und reichlich Gepäck immerhin runde 560 kg zu bewegen waren. Auf diesen Alpenreisen habe ich aber endgültig gelernt, dass der Satz "Drehmoment ist durch nichts zu ersetzen, als durch mehr Drehmoment" einer der Wichtigsten ist. Die GW hatte eigentlich keine wirkliche Drehmomentkurve, sondern eher eine Drehmomenthorizontale.

Ab knapp über 1.000 min-1 standen runde 100 Nm zur Verfügung, die sich dann langsam auf 150 Nm steigerten. Durch dieses hohe Drehmoment auf extrem niedrigen Drehzahlniveau, kann man hervorragend Pässe fahren, wobei noch nicht einmal das Gewicht auffällt. Im Prinzip bin ich zur der Zeit alle Pässe bergauf nur noch im 2. Gang gefahren, selbst in engsten Serpentinen mit Steigungen bis 20%. Man konnte aus Schritttempo bei 1.000 min-1 im Scheitelpunkt einfach das Gas ganz aufmachen und die Kiste marschierte mit richtig Druck los und zog im 2. bis 100 km/h die Gerade hinauf.
Lange Geschichte, kurzer Sinn :
Leistung ist nicht alles. In den Bergen zählt vor allem ein hohes, und wenn möglich noch konstantes Drehmoment über den ganzen Drehzahlbereich. Dieses ermöglicht genug Druck in allen Lebenslagen und macht das ständige Runter- und Hochschalten in den Kurven (fast) überflüssig.
Und noch zum eigentlichen Thema :
Der 1500er der damaligen GW mit Doppel-Fallstromvergaser, war mein bisher einziger Motor, der im Gebirge keinerlei Leistungsverluste zeigte. Das lag an der ausgeklügelten Motorsteuerung über pneumatisch angesteuerte Regler, temperaturabhängiger Vergaserbeheizung und Berücksichtigung der Sensorwerte für Luftdruck und -temperatur der Außenluft, der Luft im Ansaugkasten vor den Drosselkklappen, des Gemisches im Ansaugrohr vor den Einlaßventilen, Gangsensor, Drehzahlsensor, Drosselklappensensor, Gasgriffstellung, usw..
Es ist also möglich, bedarf aber eines immensen Aufwandes, wie man an den Bildern unten sieht :
Hier hatte ich eine fast 20 Jahre alte Aspencade auf der Bühne und man sieht sehr schön den immensen Aufwand für die Pneumatisch-Elektrische-Motorsteuerung, um immer den gleichen Motorlauf zu garantieren.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von blackwilli am 28.08.2016 10:54.