Wenn ich das hier so alles lese, bin ich hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Entsetzen. Ja, ich habe auch schon beobachtet, wie manch einer sein 400kg-Dickschiff fast spielerisch durch die Kurven hetzt. Ich gebe freimütig zu, dass ich das mit meiner Harley nicht kann. Bei einer Schräglagenfreiheit von unter 30 Grad und breiten 240er Hinterreifen sind mir da nicht nur fahrerische, sondern auch physikalische Grenzen gesetzt. Und selbst, wenn ich diese Grenzen überwinden könnte, weiß ich nur all zu gut, dass die Auswirkungen eines Fahrfehlers umso schlimmer werden, je näher ich an meine Limits und die meines Gefährtes gehe. Und der eine fatale Fahrfehler kann in der nächsten Kurve lauern.
Ich will hier niemandem absprechen, sein Motorrad so zu bewegen, wie er es für richtig hält. Wir sind alle erwachsene Menschen. Aber mit noch so großem Selbst- und Gottvertrauen kann niemand die Physik aushebeln. 400kg können bei 180km/h nicht mal "so eben" gestoppt werden - und schon gar nicht mit unseren gestrigen Bremsen und Reifenmischungen. Keiner kann in der Kurve mit einer so schweren Maschine am Schräglagenlimit noch wirklich die Linie korrigieren. Alles an unseren Schwereisen schreit geradezu nach vorausschauender, verhaltener Fahrweise. Manch eine Harley mag man dabei dynamischer bewegen können als meine Rocker C, das gebe ich freimütig zu. Aber ich gebe zu bedenken, dass andere Hersteller einen enormen Aufwand betreiben müssen, um Bremsen, Fahrwerk, Reifen, Motoren, Ergonometrien und elektronische Hilfssysteme fürs schnelle Fahren zu optimieren. Harley konzentriert sich dagegen seit Jahrzehnten praktisch auschließlich darauf, ein Lebensgefühl zu kultivieren und ein noch perfekteres Chromfinish hinzubekommen...
Leute, passt bitte auf Euch auf!
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Mein Motorrad besteht aus mattschwarz lackiertem Stahl, glänzendem Chrom und ein wenig Gummi an den richtigen Stellen...