Na da sind ja schon einige Erfahrungen vorhanden. Ich berichte mal von meinen, als ich letztes Jahr mit meinem Vater im Juli 3 Wochen lang an der Westküste unterwegs war. Motorisiert waren wir mit einer Road King und einer E-Glide. Die Tour ging von San Francisco im Inland nach Norden bis Seattle. Von Seattle aus die Kiste runter bis LA und dann wieder zurück nach San Francisco. Der Highway 1 musste natürlich zwei mal befahren werden ;-)
Zur Vermietung:
Gemietet haben wir bei Eagle Rider, was ich nicht wieder tun würde. Reserviert und versprochen waren neuwertige bikes mit ABS aus dem aktuellen Modelljahr, bzw maximal ein Jahr alt. Bekommen haben wir eine E-Glide mit ABS und eine Road King ohne. Dafür aber mit halb erschossenem Getriebe. Beides hat sich leider erst nach einigen Tagen herausgestellt. Die E-Glide war darüber hinaus ein Umfaller, der Lenker stand schief und vibrierte etwas bei Nutzung der Vorderradbremse.
Alternativ empfiehlt es sich, direkt bei einer Harley Niederlassung zu mieten. Unter Verweis auf die Eagle Rider Preise ziehen diese in der Regel mit. Das hat mir ein Mitarbeiter von Harley in Seattle verraten, als wir uns dort umschauten. Dann sagte er noch zu mir: "Komm mal mit raus, ich zeig Dir was." Und wir gingen durch die Werkstatt nach hinten raus, wo an der Gebäudeseite 30 E-Glides abgestellt waren. Die waren bei Harley selbst aus Altersgründen aus der Vermietung raus und wurden verkauft - an Eagle Rider.
Zum Gepäck:
Da wir eine Rundtour gemacht haben, konnten wir Koffer und Taschen bei Eagle Rider zwischenlagern. Das ging Problemlos und sollte bei keinem Vermieter von Rundtouren ein Problem sein. Am Besten aber vorher erfragen.
Zum Reisegepäck:
E-Glide mit Top Case und zwei Koffern war natürlich Luxus. Ich bin mit der Road King aber auch gut klargekommen. Zwei Koffer und eine Rolle mit Gepäckspinne auf dem Sozius. Die Wahl der mitgenommenen Gegenstände war etwas kniffelig. Zunächst sinnvoll: Das kleine Toiletterie-Set. Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo, Deo - alles in einem aus dem Flugzeug bekannten Ziplock Beutel. Die Dinger eigenen sich hervorragend für eine solche Reise für alles Mögliche. Klamottentechnisch haben wir keine großen Ansprüche gestellt. Wir wussten, es würde warm werden. Also haben wir bei Louis jeweils zwei sets aus Funktionsboxershorts und Funktionshirt gekauft. Die Wahl fiel auf Vanucci Coolmax. Die Dinger leiten den Schweiß gut von der Haut weg und trocknen schnell. Das ist wichtig, wenn wir haben jeden zweiten Abend im Motel mit der guten alten Rei-In-Der-Tube im Waschbecken des Zimmers Waschweib gespielt. Waschen, in der Dusche aufhängen, am nächsten morgen frische Unterwäsche haben. Bei unseren sehr warmen Temperaturen genügte meist das T-Shirt unter de Motorradjacke. In den Bergen haben wir dann einfache Pullis drunter gezogen. Socken hatten wir jeder 3 Paar dabei, die wurden ebenfalls mit der Unterwäsche gewaschen. Natürlich findet man immer mal wieder Waschmaschinen, meist sogar auch Trockner in den Motels. War aber eigentlich nicht nötig. Oberbekleidung bestand übrigens aus Rokker Jeans und Protektorenjacke. Das ist bei 40°C nicht immer easy aber jeder hat hier eben sein eigenes Sicherheitsbedürfnis. Das gilt übrigens auch für Helme. Obwohl braincap auch in Staaten mit Helmpflicht ausreicht, wollte ich vor allem aus hygienischen Gründen nicht auf die kostenlos gestellten Miethelme von EagleRider zurückgreifen. Entsprechend bestand mein Handgepäck auf dem Flug aus zwei Dingen: Einfache Umhängetasche plus Rucksack. Im Rucksack befand sich mein eigener Helm. Dazu hatten wir Nierengurt, Regenanzug und Schlauchtuch dabei.
Doch zurück zum Reisegepäck Toilettenartikel, Unterwäsche und Motorradkleidung haben wir. Für die Freizeit, Restaurants, Museen, Bars bleiben eine Jeans, eine helle Chino, ein paar einfache Freizeitschuhe, zwei T-Shirts und ein Hemd. Kann man ebenfalls alles prima in Ziplock Beutel stecken und das ganze wiederum in die bereits erwähnten IKEA Taschen in den Koffern verstauen. Fotoapparat, Ladegeräte für handy, Fotoapparat, iPad und GoPro Kamera fanden ebenfalls ihren Platz in den Koffern.
Zur Sicherheit:
Wir hatten je ein Bremsscheibenschloss und ein Kabelschloss dabei. Damit haben wir die bikes dann direkt vor unserem Motelzimmer geparkt - die typischen amerikanischen L- und U-Formen. Ab und an haben wir auch in Holiday Inns oder ähnlichen Hotels geschlafen, bei denen die Tür nicht direkt auf den Parkplatz ging. Hierbei hat meist ein freundliches Wort mit dem Rezeptzionisten dazu geführt, dass wir die bikes im Sichtbereich des Front-Desk am Eingang abstellen durften. Aber auch bei Stops unterwegs, wo wir im Prinzip alles in den Koffern oder der Rolle hatten, hat sich niemand an unseren Sachen vergriffen. Sicher kommt aber auf jeden Urlauber mit guten Erfahrungen auch einer mit schlechten. Also muss man etwas Glück haben und natürlich vielleicht damit rechnen, dass so etwas passiert. Die Zweit-Rolex lässt man also besser in Deutschland.
Zum Verkehr:
Zumindest dort wo wir unterwegs waren, war es meist absolut leer. Die Weiten sind unglaublich. Darüber hinaus haben wir auch in den Städten nur ein einziges mal erlebt, dass wir übersehen wurden. Das galt übrigens auch für LA, Portland, Seattle, San Francisco, etc. Die Leute achten wesentlich mehr auf Motorräder als bei uns. Darüber hinaus herrscht in den USA offensichtlich die Erkenntnis, dass ein Motorrad verwundbarer als ein F-250 Pickup ist. Im Zweifel lässt man dich immer rein. Natürlich revanchiert man sich dann auch im Zeichen guter Verkehrsteilnehmer und fährt selber nicht wie ein Ar*****ch.
Wichtig war:
1. In den Weiten des backcountries von Oregon und Kalifornien sollte man lieber ein mal mehr tanken.
2. Trinken, trinken, trinken. Durch die Kleidung schwitzt man mehr, durch den Fahrtwind merkt man es weniger. Die Gefahr der Dehydrierung ist real und wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, alle 60-90 Minuten einen Trinkstop einzulegen. Da gingen dann meist bei jedem Stop pro Person 0,5 Liter Wasser rein. Pinkelpausen gab es übrigens keine - ihr wisst warum.
3. Das GPS System war gold wert und hat verdammt viel Zeit und Nerven gespart! Auf jeden Fall mitnehmen oder mieten!
Ich wünsche Dir viel Spaß auf der Reise.