zum zitierten Beitrag
Zitat von Johnnybegood
Was soll Harley mit "Premium" zu tun haben? Das sind Amerikanische Volksmotorräder die in unseren Gefilden einfach mit Lifestyle Zuschlag verkauft werden.
Das hat Zeitz bei Amtsantritt so als Losung ausgegeben und mit dieser Begründung zwei von den drei klassischen Familien (Sportster und Dyna) gekillt, weil sie zu volksnah waren. Von den Klassikern ist jetzt nur noch die E-Glide mit Derivaten wie Road King, Roadglide, Streetglide übrig. Das alles soll Premium sein
- wegen der fürstlichen Preise
- wegen der Historie, die aber schon die Softailbaureihe und die Wassergekühlten garnicht mehr als Japaner haben.
- wegen der enormen Wartezeiten von Bestellung bis zur Auslieferung. Bei Ferrari dauerts noch länger und die checken vorher noch Deinen Lebenslauf, ob Du überhaupt würdig bist, Ferrari in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Alles was echt Premium sein soll, muss wohl überteuert sein und lange Wartezeiten vorweisen. Das ist keine Unfähigkeit, sondern als offensichtliche Markentingstrategie so gewollt, siehe auch Rolls Royce, Bentley, Schweizer Uhrenedelmarken. Was will uns Harley damit wohl sagen

: Schätze in etwa sowas: „Wenn Du Kunde die Vornehmheit der geduldigen Gelassenheit nicht aufbringst, bis Du halt ein Prolet, der nicht würdig ist, eine Harley verkauft zu bekommen. Wir wollen ja gerade unsere Kundschaft auf die oberen Gesellschaftsschichten upgraden und das ist unser Verfahren, Otto Normalverbraucher, der uns in der Öffentlichkeit nur unser angestrebtes Image versaut, von einem Kauf abzuhalten und dauerhaft loszuwerden“.
Mercedes macht diese Strategie seit Corona nach, indem die raren Chips den Premium-Modellen vorrangig zugeteilt wurden. Das führte bei A-E zu Wartezeiten noch über den hier beklagten. Der Umsatz fiel, aber der Gewinn stiegt. Jetzt folgen sie Zeitz auf dem nächsten Schritt und stellen analog zu Sporty und Dyna die A-Klasse ein.
M.E. ist die Zukunft so, wie es Edgar Heinrich anlässlich der Vorstellung der R18 sagte: „Mechanik ist der Luxus des 21. Jahrhunderts“. Bei den japanischen Massenmarken zeichnet sich das schon deutlich ab: Vierzylinder werden laufend durch die billigste Zweizylinderbauform, den Reihenzweizylinder, ersetzt, der nächste Schritt ist das Elektromoped bzw. der Roller fürs Volk. Der Luxus des Verbrennermotorradd mit der uns noch selbstverständlich erscheinenden aufwendigen Mechanik wird nur noch im Premiumsegment zum Betrieb mit synthetischem Sprit für 5€ den Liter angeboten werden. Ob da Europa noch dabei ist, hängt davon ab, wie weit die aktuelle Krise die verwirrten Köpfe im EU-Parlament zurechtrückt, und sei es durch die Wut der Wähler: „.. egal was meine Wähler sagen“ ist für mich das tiefenpsychologisch entlarvendste Selbsbekenntnis, das je eine Grün:in mit Macht offenbart hat. Aber es gibt nun wirklich genug andere Kontinente, auf denen man solche Edelverbrenner dauerhaft wird vermarkten können. Nicht umsonst hat Mercedes seine gesamte Vierzylinder-Entwicklung und -Fertigung nach China verlagert, weil sie dort dauerhaft eine Zukunft haben.
Ehrlich gesagt, angesichts dieser absehbaren Entwicklung gehe ich davon aus, dass es 2050 wahrscheinlicher Harley-V2‘s Made in USA als irgendwelche Verbrennungsmotoren Made in Germany geben wird. Durch das Ausbleiben des Ingenieurnachwuchses in dieser Disziplin in den letzten 10 Jahren wird kann es ja dann bei uns auch gar keinen mehr geben, der überhaupt noch weiß, wie‘s geht. Im MO-BMW-Sonderheft Mitte 2022 hat das Werk in Berlin mitten in einem riesigen Restaurationstext über Zweiventilrenner eingeräumt, dass es nicht mehr unterstützen kann, weil sich keiner der BMW-Ingenieure mehr mit diesen Motoren auskennt.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)