Hi,
ich habe mir vor kurzem eine XL 883 R (1200ccm) Sportster Bj. 06/2005, also Vergaser mit gummigelagertem Motor gekauft, welche damals 3 Monate nach Erstzulassung auf 1200ccm umgerüstet wurde (Im Fzg. Schein steht folgendes: ZU T/P.2/P.4:Leist.-StEIGER. DURCH EINBAU VON ZYL./KOLBEN, DURCHM.: 88MM IN VERBINDUNG. M. ZÜNDMODUL, KENNZ.:32465-98*DATUM ZUR EMESSIONSKLASSE: 22.09.2005).
Angeblich soll der Umbau von einer HD-Werkstatt erfolgt sein.
KM-Stand :19.000km
Per Endoskop habe ich gesehen, dass Kolben ohne Mulde, dafür aber mit Ventiltaschen verbaut wurde. Nach einigen Recherchen habe ich herausgefunden, dass diese Kolben angeblich originale 1200er sein sollen. Hätten die Kolben eine Mulde, wäre es kein orig. HD Satz. So die Infos von Fachleuten.
Ob der Zylinderkopf ein bearbeiteter 883er Kopf ist oder ein orig. 1200er Kopf weiss ich leider nicht. Ich habe leider keine Papiere vom damaligen Umbau.
Ich weiß aber, dass damals z.B. nicht die Kupplungsfeder gegen die der 1200er gewechselt wurde, da ich die Kupplung nun nach 19.000km wechseln musste. Die vorherige ist aufgrund der zu schwachen Feder (andere Farbmakierungen zeigen den Unterschied der Tellerfeder) nicht verschliessen, aber heiß geworden sodass die Belagscheiben nicht mehr ihre nötoge Reibwirkung hatten. Also habe ich beim Barnett-Kupplungswechsel direkt einen neuen orig. HD 1200er Federteller eingebaut.
Nun zu meinem Anliegen.
Im hinteren Zylinder sehe ich im Gegensatz zum vorderen Zylinder kaum noch Hohnspuren. Zudem sieht es durch dem Endoskop so aus, als wäre der hintere Zylinder mit einigen Riefen versehen (die Tiefe kann ich nicht beurteilen, da ich den kopf nicht extra aufmachen will). Beide Zylinder haben zwar 12,2 Bar Kompression, doch irgendwie beunruhigt mich das Ganze, da Hohnspuren wichtig für den Ölfilm sind und ich keine Riefen haben will.
Desweiteren beschäftigt mich die Frage, ob bei den orig. HD 1200er Kolben die Kurbelwelle hätte neu gewuchtet werden müssen da die anderen Kolben von Wisco usw. unter anderem diese Mulde haben, um auf das gleiche Gewicht der 883er Kolben zu kommen wenn ich das richtig verstanden habe.
Und wenn ja, würde ich merken, wenn dies damals nicht gemacht wurde? (bei ca. 700 Umdrehungen im Stand schüttelt er sich schon um etwas im Rahmen. Bei normaler Fahrt ist es weg bzw. man merkt nichts auffälliges was Vibrationen betrifft...denke, das ist soweit normal).
Bei meiner ganzen Vorsicht und Unsicherheit zum Motor überlege ich, vorsichtshalber Zylinder und Kolben zu erneuern und gleich alles vernünftig zu machen sodass ich weiß, was ich da unter mir sitzen habe. Sprich, entsprechende Vergaseranpassung (beim Fachmann), Luftfilterwechsel und und und. Denn ich kann nirgends nachvollziehen, was damals alles gemacht wurde und vor allem, was genau verbaut wurde. Der Motor läuft zwar gut, doch wie gesagt, ich will damit nicht eines Tages aufgrund eines Kolbenfressers oder sonstiges liegen bleiben und weitere Schäden am Motor verursachen. Habe bereits mehrere 4-Taktmotoren (2 und 6 Zylinder) zerlegt, bearbeiten lassen und wieder montiert. Demnach würde ich das ganze gerne selber durchführen wollen.
1. Variante für mich wäre: Ich verbaue ein vernünftiges Zylinder und Kolbenkit (mit guten Erfahrungswerten was Haltbarkeit angeht). Und eventuell sogar gleich die orig. 1200er Köpfe. Das Zündmodul soll nach Möglichkeit nicht noch einmal gewechselt werden. Wie schaut es mit der Anpassung/Wuchtung der Kurbelwelle aus? Muss das nun erfolgen oder nicht? Und wer kann mir ein entsprechendes Kit empfehlen(mit oder ohne Köpfe)? Welches Verdichtungsverhältnis wäre optimal?
2. Variante wäre: Ich behalte den Zylinder und die Köpfe, lasse aber die Zylinder auf das erste Übermaß aufbohren (um die Riefen weg zu bekommen) und neu hohnen und besorge mir neue Übermaßkolben. Müssen dann aber wieder welche mit Ventiltaschen sein, sprich org. Harley! Nur, wo bekomme ich diese Übermaß-Kolben her und was kosten die inkl. Kolbenringe?
Preislich möchte ich ungerne über die 1500 Euro-marke kommen. Getriebe schaltet gut, Kupplung ist neu und auch der Rest des Motorrads ist sehr gut (neues Fahrwerk, Bremsen top, Heckumbau, viele Teile schwarz gepulvert, usw.) Also meiner Meinung nach lohnt es sich, in den Motor etwas Geld zu investieren.
Frage: Welche Variante würdet ihr mir empfehlen? Was sagt ihr zur Kurbelwellenwuchtung?
PS: Einige werden vielleicht denken oder schreiben, ich soll einfach damit weiter fahren da der Motor gut läuft. Mache ich eventuell auch. Doch wenn ich mich früher oder später doch für eine kleine Motorrevision entscheiden sollte, will ich wissen, was sinnvoll und machbar ist
. Zudem will ich wissen, was für Kosten auf mich zukommen werden. Außerdem habe ich Bock drauf, den Motor wieder fit zu machen, zumindest was den Teil "ab" Zylinder, Kolben und Köpfe angeht.
Bisher habe ich bei all meinen Oldtimern eine Motorrevision durchführen lassen bzw. selber gemacht, weil ich jedes Motorrad aufwendig bis auf die letzte Schraube restauriert hatte und ich daher nicht am letzten Teil und zwar dem Motor sparen wollte. Im nachhinhein war ich immer froh, dass ich selber wusste was bei meinem Motor gemacht wurde und ich quasi mit einem fast neuen Motor beruhigter fahren kann. Dieses Gefühl möchte ich bei meiner Harley auch gerne haben, egal ob rausgeschmissenes Geld oder nicht, ob sinnvoll oder nicht.