Ich fasse das mal "kondensiert" zusammen: Gaser einstellen ist halt Sisyphusarbeit - bzw. erfahrungsabhängig. Du hast immer irgendeine Ausgangssituation, am ehesten (bei nicht-verbastelten Maschinen) die Konfiguration ab Werk. Also Standardnocken, Standard-LuFi und Standardauspuff. Beim CV abstimmen hast du (grob gesagt) 4 Parameter, die zu beachten sind: die Größe der Hauptdüse, der Nebendüse und die Position der Düsennadel, d.h. wie "hoch" sie hängt und damit, wie viel Platz sie in dem Hauptdüsenstock macht, damit Benzin gesaugt werden kann (und als 4. Parameter die Leerlaufgemischschraube; zu der komme ich aber später). Ein CV arbeitet immer zuerst über die Nebendüse (im Leerlauf und in den unteren bis mittleren Drehzahlen). Erst wenn du den Hahn richtig aufreisst oder recht flott fährst, hebt sich die Düsennadel, die den Stock der Hauptdüse "verschließt", durch den Unterdruck so an, dass darüber ebenso eine signifikante Menge Sprit gesaugt wird. Je höher die Nadel gezogen wird, desto mehr Sprit kann gesaugt werden. (Die Konfiguration der Beschleunigerpumpe usw. lasse ich jetzt mal bewusst außen vor).
Sagen wir mal als Ausgangssituation: die Nebendüse hat die Größe 42 und die Hauptdüse hat die Größe 165 (das sind die Standarddüsen für Evos für Europa) und die Nadel hängt "normal". Bei Deinem TC dürfte das etwas mehr sein, weil mehr Hubraum und andere Kompression usw.
Wenn Du nun den LuFi änderst, bedeutet das, dass mehr Luft reinkommt. Also magert das Gemisch ab, weil die Düsen immer nur durchmesserbedingt die gleiche Menge an Sprit durchlassen können. Die passt aber nun nicht mehr auf die größere Menge Luft. Ergo musst Du mind. die Nebendüse vergrößern. Dabei fängt man (wenn man keine Erfahrung hat, oder dies berechnen kann) mit der nächsten Größe an. Also aus 42 wird z.B. 44. Idealerweise passt Du auch direkt die Hauptdüse an, denn man kann sich ja denken, dass, wenn das Gemisch durch den höheren Lufteinlass in den unteren Drehzahlbereichen, die hauptsächlich durch die Nebendüse versorgt werden, abmagert, dies auch in den höheren Drehzahlbereichen der Fall ist. Also wird aus der 165er Hauptdüse eine 170 - vielleicht sogar schon eine 175.
Dann beginnt das Testen. Hierbei spielt die 4. Einstellmöglichkeit eine Rolle: die Leerlaufgemischschraube. Die befindet sich ganz hinten unten an der Schwimmerkammer. Gerade bei solchen Abstimmungen empfiehlt es sich, die Bates Rändelschraube zu kaufen (kostet zwar was, taugt aber auch echt was). Die schaut dann unten soweit raus, dass man mit den Fingern drankommt. So, die Schraube also ganz reindrehen (rechts rum), aber vorsichtig, damit die Spitze nicht abbricht. Dann dreht man die Schraube als Basiseinstellung 1,5 Umdrehungen raus und startet den Bock. Er sollte jetzt eigentlich soweit laufen. Die erste Einstellung ist die Leerlaufeinstellung. Dazu sollte der Motor warm sein - also ein paar Runden um den Block drehen - langsam, denn der Gaser ist vielleicht noch nicht optimal eingestellt.+
Wenn die Maschine warm ist, Motor laufen lassen und die Leerlaufgemischschraube weiter rausdrehen, bis der Motorlauf sich verändert (meistens wird er dann schneller, weil das Gemisch fetter wird). Sobald die ersten Anzeichen der Drehzahlveränderung eintritt, drehen stoppen und dann wieder reindrehen. Dabei die Anzahl der halben Umdrehungen der Schraube zählen. Solange drehen, bis der Motorlauf sich wieder ändert, meistens langsamer wird, weil das Gemisch jetzt abgemagert wird. Bei den ersten Anzeichen stoppen und dann die Hälfte der Anzahl der Umdrehungen wieder rausdrehen. Dann bist du erstmal an einer recht geeigneten Position. Kann sein, dass man nun mehr als die anfänglichen 1,5 Umdrehungen raus ist.
Nun beginnt das Abstimmen des Fahrbetriebs. Das ist recht aufwändig und hier beginnt die eigentliche Kunst. Das kann man hier alles nachlesen:
http://www.malou-customs.ch/optimierung_hd_cv_vergaser.pdf
Du hast bei Deiner Maschine jetzt LuFi UND Auspuff angepasst und beide Komponenten beeinflussen signifikant die Luft-Benzinmischung, die der Motor braucht - dennoch würde ich erstmal bei der nächst größeren Nummer der Düsen starten. Die Auswirkung sind z.T. immens und viele Ratgeber hauen erstmal direkt zwei / drei Nummern größer rein und beginnen damit dann eine Odyssey des Wahnsinns. Denn die Symptome für ein zu fettes Gemisch ähneln (für Laien) den Symptomen für ein zu mageres Gemisch und oft ist das dann der Beginn für den Tod der Kerzen. Insofern: ich rate immer dazu, zunächst klein zu beginnen und langsam größer zu werden. Fahren, hören, fühlen und Kerzen schauen. Am besten eh ne Sonde auf nem Prüfstand dranhängen - aber wer hat das schon?
Normalerweise sollte die Maschine aber für den "normalen" Fahrbetrieb mit Einrichten der Leerlaufgemischschraube und einer moderate Wahl der Vergrößerung der Düsen fahrbereit sein. Zwei "handy" Tipps noch zum Ende: ruckelt und KNALLT die Maschine im kalten Zustand beim Beschleunigen, sind die Düsen zu groß und das Gemisch ist zu fett. Leerlaufgemisch runter, ansonsten Düsen nach unten anpassen. Ruckelt und "FURZT" die Maschine in den Luftfilter beim Beschleunigen, dann ist das Gemisch zu mager. LLG-Schraube ne viertel bis halbe Umdrehung weiter raus, wenn das nichts bringt, nächst größere Nebendüse rein.
Wenn Du in Vlotho warst und Fragen hast, kannst Du mich gerne anschreiben :-)