Ich denke die Anwohner an beliebten Strecken haben es nicht einfach, da mal in Ruhe einen Sonntagnachmittagskaffee auf der Terrasse trinken, geht nicht oder kostet Nerven.
Jetzt am Samstag war auch wieder ein Leserbrief dazu in der Zeitung, gut geschrieben eigentlich, von mir schreibt er auch, ich bin die Wenige Ausnahme
Gut gefällt mir die Wortkreation : Motorrad-Terroristen,
Leserbrief:
»Gang rauf, Vollgas, Gas weg, Zwischengas«
Der »goldene« Herbst geht zur Neige. Mit der Zweirad-Freiluft-Lärmsaison ist damit endlich Schluss, denn für die hochtourig über die Alb rasenden Motorradfahrer wird es dann zu kalt. Man sieht (oder besser, man hört): Spätherbst und Winter haben auch ihr Gutes.
In der wärmeren Jahreszeit zieht es hingegen ab Freitagabend unzählige Zweirad-Hobby-Enthusiasten aus dem »Unterland« dorthin, wo man auf zwei Rädern, tief geduckt, rauf und runter schaltend, die Getriebe zu Höchstleistungen drehend, durch Täler und über Höhen braust. Natürlich gibt es einige Wenige, die auf abgelegenen Strecken unter dem 100-km/h-Limit bleiben, um beispielsweise die Landschaft zu genießen. Leider üben aber an Wochenenden die meisten Zweirad-Reiter auf dann lastwagenfreien Straßen vornehmlich die Raserei, und zwar »auf vollen Touren«. Motorrad-Terroristen, die sich unüberhörbar berauschen am Klang ihrer donnernd dröhnenden, teuren Maschinen.
Auf ihren Spezialstrecken brausen sie dann so etwa im Dreiminutentakt heran. Zum Beispiel von Engstingen über die Haid ins Seckachtal und weiter, der Lauchert entlang, Richtung Sigmaringen. Oder von Trochtelfingen aus über die Kuppenalb in Richtung Hörschwag oder auf der anderen Talseite in Richtung Feldhausen-Inneringen: Es sind den selbst ernannten »Rittern der Landstraße« allseits bekannte Rennstecken. Sehnlich warten sie auf die nächste Kurve, schneiden sie kühn an, legen sich fast waagerecht in sie hinein, um sich dann mit voller Drehzahl aus ihr heraus zu katapultieren.
Egal ob mit »nur« 180 oder »lockeren« 220 »Sachen«. Das Gejaule macht den Reiz. Sie kennen zig solcher Strecken über die Alb, die bei gutem Wetter systematisch abgerast werden. Oft zum Schrecken der Pkw-Touristen, ganz besonders aber der ruhebedürftigen Bürger in Orten, durch welche oder an welchen vorbei ihre Rennstrecken führen.
Ein einziger, sich an seiner Maschine berauschender Fahrer unterhält dann zwei, drei Minuten lang oft mehrere Tausend Anwohner auf besonders rücksichtsvolle Art. Kaum verstummt, krakeelt, schon von Weitem hörbar, der Nächste heran. Gang rauf, Vollgas, Gang nochmals rauf, Vollgas, Gas weg, Zwischengas, Gang runter, usw. Die Zweirad-Akrobaten wissen sich dabei – Ausnahmen sind die Regel – vor Tempo-Kontrollen sicher. Woher soll, gerade an Wochenenden, die Polizei dazu ihre Kräfte hernehmen?
Die vielen Zweirad-Rennstrecken auf unserer Alb führen vorwiegend durch landschaftlich reizvollste Täler oder über die weite Kuppenalb, eine Natur, die den lärmgeplagten Städter ob ihrer Stille und Abgeschiedenheit lockt, weshalb sie auch von der wachsenden Alb-Touristik mit Prädikaten wie »Oase der Ruhe« charakterisiert wird. Leider lassen sich die zweirädrigen Krach-Egomanen selbst von regelmäßig in der Montagspresse erscheinenden Meldungen vom Tod oder von schwersten Sturz-Verletzungen ihrer verunglückten Kollegen nicht abschrecken.
Antwortete mir doch neulich ein solcher, auf einem Parkplatz Rennpause Machender, auf meine Frage nach PS-Zahl und Spitzengeschwindigkeit seiner auf mich etwas weniger »flott« wirkenden Maschine sehr ernsthaft und fast entschuldigend: »Das ist die Neue meiner Freundin. Die macht nur 200. Ich muss sie aber gerade einfahren. Dauernd unter Hundert zu fahren, das ist ja kaum auszuhalten«.
Ulrich xxxxxxxxxr, Trochtelfingen
Grüßle von der Alb