Buon giorno!
Da bin ich wieder...
Am Wochenende war es dann soweit. Mr. Rossi hat mich Sonntags morgens um 8:00 Uhr aus dem Bett geklingelt und meinte: hey wir sind da – wie lange brauchst du?
Gut, ich war noch nicht ganz wach, sonst wär mir direkt die Frage „Wir?“ in den Kopf geschossen... also auf, schnell nen Kaffee getrunken und die Harley aus der Garage geschoben. Sprang auch sofort an – schon verwunderlich, wenn der Harley Dealer bis tief in die Nacht die Screamin Eagle Race-Parts neu justiert und wieder neu verbastelt und die Nacht zuvor angeliefert hat. Probefahren wäre nicht, bei der Lautstärke... ok... also wurden dann eben erst an diesem Morgen mal meine Nachbarn früher geweckt. Ich war dann auch mal schnell weg, bevor wieder die Polizei mein Raceevent den Garaus macht.
Enrico – sorry Rossi hab ich dann auch ziemlich schnell gefunden. War auch nicht zu übersehen. Der stand da ganz oben am Odenthaler Weg mit einem zum Racetransporter umlackierten Pizza-Dreirad-Lieferwagen und hatte die ganze Familie dabei. Die Schwester von ihm hatte sogar einen hautengen Lycraanzug im Fiat-Abbarth-Design an und hielt den Sonnenschirm... da wär ich ja fast von der Harley gefallen.
Reifenwärmer hat er auch noch dran gehabt... weil er ja solange auf mich warten musste... Blödmann. Die Regeln waren ja schnell erklärt... ich formatfüllend im Rückspiegel, sonst Pizzadienst. Beweis durch Heckkamera.
Papa vom Rossi schwenkte alsbald die Startfahne und ab gings... Für die, die sich da nicht so gut auskennen: erstmal geht´s so 2,4 km bergab nach Wupperhof, wobei man mächtig Tempo machen kann. Ich hatte bis dahin leichtes Spiel – ich musste sogar aufpassen, den Rossi nicht ins Heck zu zimmern... ich vermute mal, Kombination von zu kurzen Armen und das Fehlen eines Kurzhubgasgriffes.
Nach 600m kommt die erste scharfe Kehre... normalerweise hätte ich keine Chance, aber als Geheimwaffe kann man ja auch mal kurz Überholen und die Tür zu machen. Die Harley hat in Verbindung mit der Leistungssteigerung und ner 240er Pelle ein etwas eigenwilliges Kurvenverhalten... Reinbremsen geht dank der dicken Walze hinten auch mit stehendem Vorderrad, Bremse los, Abwinkeln, Aufsetzen folgt natürlich sofort... zuerst die Fussrasten, dann die Chromleiste vom Kühler und dann der Auspuff.
Gas auf führt direkt zum PowerSlide, den man einfach mit dem breiten Lenker abfangen kann – nicht aber in dem Fall, da lässt man die Fuhre schön quer stehen und sorgt nur mit ein paar Grad mehr am Gasgriff für ein noch mehr quer stehendes Hinterrad.
In dem Fall heißt es für Mr. Rossi – Sicherheitsabstand oder Gegenverkehr.
Die erste Kurve war also meine... hab dann den Rossi vorgelassen, denn ich sollte ja im Rückspiegel bleiben und nicht vorne wegfahren... einfach vorbeiwinken war ja schnell gemacht und dann direkt wieder Vollgas hinter dem Aushilfsdoctor her.
Nach weiteren 300 m kommt ein gefährlicher, nicht einsehbarer Engpass. Ein Bauernhof samt Stallungen ragt weit in die Straße hinein, und der Gegenverkehr hat Vorfahrt! Am besten bremst man bis auf Schrittgeschwindigkeit, denn manch ein Rennfahrer beendete hier seine tollkühne Abfahrt an der Wand des Wohnhauses, um nicht frontal in den Gegenverkehr zu rasen. Das war wohl auch dem Mr. Rossi klar – ich wär dem fast hinten ins Heck gezimmert.
Nachdem Mr. Rossi wieder Gas gab, konnte ich es mir dann doch nicht verkneifen auf der nachfolgenden Geraden ein paar mal neben ihn zu fahren und mit der Hand die Gasgriffbewegung zu machen um zu signalisieren: gib endlich mal Feuer du lahme Ente!!
Ein wenig einschüchtern und provozieren soll ja bei den Neapoletanern zu unüberlegten Handlungen führen.
Die könnten dann später im Kurvengeschlängel sicherlich hilfreich sein. Denn hinter der Wupperbrücke in Wupperhof beginnt die Steigung des Klingenringes. Einen Seitenstreifen gibt es nicht, weshalb man sich schön breit auf der Straße machen sollte, denn rechts kommt nur noch die Leitplanke – ausweichen unmöglich!
Meine Taktik war schon nach der ersten Kurve klar... immer schön im Rückspiegel im Breitformat dranbleiben und dann einfach vor der Kurve vorbei und dem Rossi die Linie verhaspeln. Das klappte auch die insgesamt 4 Kehren und Doppelkurven wunderbar und so ging es im Kurvengeschlängel die bewaldete Strecke hinauf.
Nach rund1,7 km tritt die Straße aus dem Wald. Mr. Rossi hab ich dann wieder vorbei gelassen, denn die nächste Kurve ist eine Mutkurve... die geht selbst mit der Harley (fast) voll... nur nicht für einen Mr. Rossi, der versucht das erste Mal die Nase vorn zu halten.
Was soll ich jetzt noch erzählen? Ihr kennt doch noch den Hartmut – der, der auch mal von von seiner Niederlage noch nicht ganz überzeugt war, quasi spielte sich gleicher Vorgang nun mit Mr. Rossi ab – auch da folgte wieder ein Kurvenflug in Perfektion.
Mr Rossi zog fast die gleich perfekte Linie durch die Wiese wie der liebe Hartmut mit seiner V-Rod.
Andere Zeit - Gleiche Stelle, nur diesmal lag nicht ein Totenkopf im Acker, sondern die Sonne auf dem Helm von Mr. Rossi lugte aus der Wiese hervor und schüttelte den Kopf. Leute, im ersten Moment hab ich gedacht, ich hab den Frühling gesehen.
Sieges- oder Frühlingsgefühle? stiegen langsam in mir auf... allerdings war ich im nächsten Moment ein wenig verunsichert – schließlich war ich jetzt ja nicht mehr großflächig im Rückspiegel zu sehen.
Ich hab dann noch mal schnell in die Heckkamera gewinkt, bevor ich den Startonkel am Start angerufen und das 3-Rad-Rennmobil angefordert habe. Hab noch gesagt, dass sich Mrs. Boxengasse schon mal den Latex-Krankenschwesterdress überwerfen soll – und mich dann mal vorsorglich im Wald versteckt.
Ich glaub Mr. Rossi ist ein wenig angesauert, Sobald der Gips ab ist, muss ich mit der Gipsmumie nur noch die Sache mit Köln klären. Schließlich hieß es ja Nackt und nicht vollständig eingegipst.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Bruchpilot am 24.03.2009 22:05.