Der einzige Grund, warum ich kein E10 tanke, ist in der Tat die etwas niedrigere Energieeffizienz von regenerativen Brennstoffen, wobei ich die von Dir geschilderte 30% schlechtere Energieeffizienz nun beim besten Willen auch nicht glauben mag, (und das allein mit einer Steigerung um 5% (E5 zu E10)). Auch senkt höheroktaniger Treibstoff nicht den Verbrauch. Allenfalls beigemischte Additive wirken sich hier förderlich aus. Somit kannst Du bei Shell auch problemlos V-Power 95 statt 100 tanken. Einen spürbaren Verbrauchsunterschied wirst Du nicht feststellen können.
Du wirst im normalen Straßenbetrieb den Verbrauch auch niemals nachvollziehbar reproduzieren können. Selbst wenn ich zweimal die gleiche Strecke fahre, nehmen jedesmal unterschiedliche Faktoren Einfluss auf den Verbrauch. Das kann beispielsweise schon an banalen Dingen wie Gegenwind /Rückenwind, Steigungen/Gefällstrecken etc. liegen. Einen aussagefähigen Testbetrieb bekommst Du nur unter identischen, genormten Laborbedingungen bzw. auf einer Teststrecke hin. Alles andere ist aus meiner Sicht deshalb Kaffeesatzleserei.
Ich fahre regelmäßig die gleichen Strecken, und das in vergleichbarer, verhaltener Fahrweise und mit gleichem Sprit. Dennoch variiert der Verbrauch regelmäßig um bis zu einem Liter. Gleiches ist auch beim PKW so, selbst dann, wenn ich mit Tempomat fahre.
Insgesamt hört man leider zu diesem Thema viel an Informationen, welche man mit einfachem Nachdenken sofort widerlegen kann. So wird beispielsweise in den USA das Ethanol in gleichem (und zwischenzeitlich mit Freigabe von E15 teilweise höherem) Umfang dem fossilen Brennstoff beigemischt und seit fast anderthalb Jahrzehnten problemlos getankt. Hierzulande soll es plötzlich die Motoren schädigen. Gleiches gilt übrigens seit Jahren auch in Frankreich. Auch hier wird das Bioethanol bereits seit Jahren in gleichem Umfang beigemischt. Der einzigen Einwurf, der hier greifen kann, ist der, dass in beiden Ländern im Gegensatz zu Deutschland Tempolimits gelten, was somit logischerweise eine niedrigere Belastung der Motoren bedeutet. Da ich meine Harley allerdings in amerikanischen Maßstäben bewege, betrifft mich dies nur marginal.
Übrigens, als den größten Knaller finde ich dann immer wieder den Verweis auf das sogenannte Tankstellen-Rührprotokoll, welches unbedingt eingesehen werden muss, da jeder E10-Tank ein Rührwerk enthalten muss, dessen Einsatz in einem Protokoll zu dokumentieren sei. Letzteres wurde offensichtlich mal als völlig sinnfreier Aprilscherz in einem Ford-Forum eingeworfen und geistert seit dem in fast gleichem Wortlaut durch die verschiedensten Foren. Das Rührwerk konnte mir allerdings noch niemand zeigen. Aus meiner Sicht wäre dies auch absoluter Blödsinn. Ethanol ist wasser- wie benzinlöslich. Dies bedeutet, es bindet sich mit Benzin und ist somit gerade keine Emulsion, welche durch Rühren möglicherweise in homogenisiertem Zustand gehalten werden müsste/könnte. Normales Rühren würde hier selbst bei Vorliegen einer Emulsion (was es erwiesener Maßen nicht ist!!!) zudem auch nicht ausreichen. Die Entmischung des Treibstoffes, auf die immer wieder verwiesen wird, hat komplett andere Gründe, welche in der Hygroskopizität des Alkohols zu suchen sind. Das heißt, die Luftfeuchtigkeit im Treibstoffvorratstank bindet sich mit dem Alkohol. Da Wasser vom spezifischen Gewicht her schwerer ist als Benzin, würde es sich dann mittelfristig am Tankboden absetzen. Dieser Entmischungsvorgang ist übrigens irreversibel und auch durch Rühren nicht zu beseitigen, da Wasser im Gegensatz zu Alkohol nicht benzinlöslich ist. Durch extrem schnelles Rühren würde es allenfalls kurzzeitig homogenisiert. Somit wäre das "Rühren aus meiner Sicht sogar kontraproduktiv, da damit gerade erst ermöglicht würde, dass das Benzin-Wasser-Gemisch dadurch in den Fahrzeugtank gelangt.
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