Für die Softails hatte ich geschrieben dass hier kein Hydraulischer Nehmerzylinder dauernd Öl durch die dünne, Bohrung in der Hauptwelle pumpt und so den Druckausgleich zum Primär blockiert. Die Druckdifferenz, die dann vor und hinter diesem Ölpfropfen bei den Tourern entsteht, ist beträchtlich und jagt den Ölpfropfen wie ein Geschoss in den Primär. Bei Softail kein Ölpfropfen, keine Blockade, kein Transfer, sondern nur ständig pulsierendenr Durchzug von Luft von Getriebeentlüftung in Kurbelhaus. Diesen Durchzug kriegt Ihr gar nicht mit, außer indirekt, wenn das Sumping beginnt.
Das System hat keine Fehlertoleranz mehr.
1. Ein bisschen zu viel Öl im Kurbelhaus erhöht bereits nachhaltig den Unterdruck, weil dadurch das freie (!!!) Kurbelhausinnenvolumen weiter reduziert wird. Damit wird noch mehr Öl aus der Förderpumpe und dem Primär
ins Kurbelhaus gesaugt. Beim Sumping baut sich also selbstverstärkend eine Kettenreaktion auf.
2. Ein bisschen zu heißes Öl senkt die Öl-Dichte so stark, dass die Absaugpumpe noch geringeren Unterdruck erzeugen kann. Es bleibt zu viel Öl im Kurbelhaus welches außerdem noch eine geringere Dichte = ein größeres Volumen hat, das freie (!!!) Kurbelgehäuseinnenvolumen sinkt noch weiter, die hochgehenden Motorkolben erzeugen noch mehr Unterdruck. Und schon sind wir wieder bei 1.
Bitte oben nochmal nachlesen. Hab ich da schon geschrieben.
Ist den älteren unter Euch schonmal aufgefallen, das die HD-KW wie eine Zweitakt-KW und nicht wie eine übliche Viertakt-KW aussieht? Nicht nur die komplette Wälzlagerung, sondern auf die kreisrunden Hubscheiben möchte ich Euch aufmerksam machen. Die werden beim Zweitaktmotor mit Absicht so gemacht, um das freie Kurbelhausinnenvolumen so gering wie möglich zu machen. Der Zweitaktmotor lebt nämlich von hohem Ansaugunterdruck und hohem Spülüberdruck in die Überströmer. Eine vollrunde Hubscheibe, die beim Zweitakter lebensnotwendig ist, ist beim Gleichläufer-Viertaktmotor verheerend, wie wir an Sumping mit Transfer schön sehen. Bisher hat das wohl funktioniert, weil das freie Innenvolumen des Kurbelgehäuses noch ausreichte. Beim M8 hat Harley es dann wohl übertrieben, korrekter „ untertrieben“. . Sie haben aus dem Sumping des TC nix gelernt, was zur Verschiebung seines Produktionsstartes von 97 auf 99 führte. Damals ließen sie sich das Kurbelgehäuse von einem Experten vom MIT umkonstruieren - u.a. das freie Innenvolumen vergrößern und den Ölfangkanal und Zulauf in NW - Gehäuse zustopfen, eine neue (wie wir sehen, problematische) Saugleitung von der Absaugpumpe in einen neuausgeformten Sumpf unter den Hubscheiben legen. Heißt auf Deutsch: Keine Fachkenntnis im Haus. Man kann eben nicht einfach ein Maschinenelement von Bill Harley, das Breather Valve, zur Kosteneinsparung einfach mal so weglassen und dann glauben, der Rest funktioniert immer noch. Der HD-Motor ist die letztenoch gebaute Konstruktion aus den dreißigern. Damals war diese Konstruktion Standard und ihre Randbedingungen konnten an der Uni gelernt werden. Heute gibt es ein Seminar „ Ölkreislauf des HD-Motors im Unterschied zum Rest der Welt“ an keiner Uni, nirgends. Heißt, die heutigen Uniabsolventen haben davon keine Ahnung mehr, woher auch. Da muss dann schon der Prof vom Massachusetts Institute of Technology persönlich für viel Geld die physikalischen Gegebenheiten der dreißiger Jahre Konstruktion rekonstruieren.
Dieser Beitrag wurde schon 14 mal editiert, zum letzten mal von motorcycle boy am 10.10.2018 09:00.