Hallo zusammen,
in der Tat: Arme Frau ...
Nachdem ich die letzten Tag (Urlaubswoche) fast ununterbrochen an der Harley gearbeitet hatte (bis auf Motor und Getriebe alles komplett zerlegt und teils neu aufgebaut), waren die Probleme mit Zündung und/oder Vergaser immer noch da.
Bin gestern nach Abblitzen der elektronischen Zündung (genau nach Anweisung: Kerzen raus, Daumen auf den vorderen Zylinder; sobald sich Druck aufbaut im Arbeitstakt, die Kurbelwelle weiter drehen, bis die Markierung im Schauloch erscheint; dann am Verteiler den Punkt finden, wo die rote LED wechselt) rd. 40 km (neuer Tachoantrieb funktioniert – noch ...) ganz ordentlich gefahren, allerdings mit der üblichen Besonderheit, dass sich die Drehzahl beim Gaswegnehmen manchmal nicht ausreichend reduziert, also nicht auf Leerlaufniveau fällt.
Diese Erscheinungen hatte ich ja vorher schon etwas abgemildert bekommen dadurch, dass ich eine zusätzliche Feder auf den Vergaserschieber (Mikuni) gebaut und die Leerlaufeinstellschraube ganz raus (funktionslos) gedreht habe. Letzteres hat natürlich den Nachteil, dass die Maschine öfter mal ausgeht, aber das Anspringen danach war - meist - kein großes Problem.
Als ich allerdings wieder zuhause angekommen war und nach ca. 1 Stunde nochmal starten wollte, tat sich nichts: Der Kickstarter schlug zurück und es knallte aus Vergaser und Auspuff. Jetzt - nach dem ungefähr 15ten Einstellungsversuch - war meine Geduld endgültig erschöpft: Die elektronische Zündung spinnt und fliegt raus!
Das ging dann auch recht schnell; die beiden Anschlusskabel habe ich lediglich durchgeknipst für den Fall, dass ich doch nochmal auf die Idee kommen sollte, die e-Zündung einzubauen. Also Kontakte wieder rein, Abstand auf 0,5 mm eingestellt, die ganze Prozedur oben bis hin zum Abblitzen nochmal durchgeführt. Jetzt hatte ich die naive Erwartung, dass alles auf den ersten Antritt funzen müsste: Absolute Fehlanzeige! Der Kickstarter schlug wie wild zurück und es knallte heftig bei den ersten Startansätzen.
Ich war ratlos. Aber dann kam mir die Idee, mir nochmal die Bilder anzuschauen, die ich beim Kauf der Maschine gemacht hatte, und siehe da, der Kontaktarm zeigte da in eine völlig andere Richtung als nach meiner soeben durchgeführten Einstellung. Und schließlich war die Harley damals bei Übergabe ja anstandslos gelaufen ...
Ich also wieder raus, den Verteiler einfach nach rechts weitergedreht, bis der Kontaktarm auf dieselbe Stelle wie die Anfangsbilder zeigte (Kabelaustritt der Zündverstellung; vorher eher Richtung Hinterrad). Tatsächlich reagierte das Mopped mit problemlosem Start. Ich konnte mir das absolut nicht erklären. Abblitzen löste das Rätsel dann: Die Zündlochmarkierung zeigt nicht den Zündzeitpunkt des vorderen, sondern den des hinteren Zylinders an! Das Bild gibt die ungefähre Stellung der Kurbelwellenmarkierung beim Abblitzen des vorderen Zylinders wieder; der hintere steht dann genau so, wie es sein soll, also exakt in Übereinstimmung mit der statischen Markierung.
Bis dahin alles gut soweit, das Teil lief wieder, aber irgendwie wie ein Sack Nüsse (so wie bei einem Vierzylinder, der nur auf 3 Pötten läuft). Da fiel mir ein, dass ich seinerzeit bei erster Durchsicht den viel zu großen Kontaktabstand kritisiert hatte. Warum sollte der nicht jetzt auch zum Gesunden des Motors beitragen?
Also den Abstand wieder auf rund 2 mm vergrößert, und siehe da: Beim nächsten Start sofortiges Anspringen, aber extrem hohe Drehzahl. Zündung weiter auf Spät gestellt. Drehzahl wieder normal und bis jetzt erscheint alles stabil. Probefahrt steht allerdings noch aus.
Ich habe übrigens auch den Tank gesäubert, den Vergaser nochmal zerlegt und durchgeblasen sowie den Benzinfilter wieder eingebaut. Denn vorher fiel auf, dass der Motor nur mit leichtem Choke lief. Stellte man den ganz zurück, fing der Motor an zu patschen, was ich auf Spritmangel zurückführte. Keine Ahnung, was sich da jetzt gerichtet hat, aber der Motor läuft nunmehr auch ohne Choke wieder. Vor allem das Standgas kann jetzt so niedrig gestellt werden, wie sich das für eine solch alte Harley gehört.
Unter der Woche habe ich mich für ein paar hundert Euronen mit neuen Bremsbacken und etlichen anderen Ersatzteilen eingedeckt. Die neuen Backen am Hinterrad führten dann aber dazu, dass die Verbindungsstange zum Fußpedal zu kurz war. So kann man durchaus locker ein paar Stunden damit verbringen, eine nicht allzu auffällige Ersatzlösung zu improvisieren (siehe Bild).
Interessant ist auch, dass eine völlig veränderte Hinterachse montiert ist. Daher lässt sich das Rad nur komplett mit Bremse rausnehmen; glücklicherweise funktioniert das, ohne dass das Schutzblech ausgebaut werden muss. Bis ich kapiert hatte, dass die übliche Ausbauanweisung bei meinem Mopped nicht passt ...
Die Zündverstellung habe ich auf Handbetrieb umgestellt, also auf den Bowdenzug zum Lenker verzichtet, zumal der Zug ohnehin nicht - wie im Original - im Drehgriff untergebracht ist.
Ob es eine gute Idee war, Gummiauflagen auf die auch so recht gut aussehenden Trittbretter zu montieren, weiß ich nicht. Ich habe aber vorsichtshalber nur geklebt und nicht zusätzlich auch genietet, denn dafür hätte ich Löcher bohren müssen.
Und die kürzlich erst angeschaffte Getriebeeinstellschraube habe ich verloren. Die neue ist jetzt gegen Verlust mit Kabelbindern gesichert.
Alles in Allem war das eine Woche ganz im Zeichen des Alteisens. Meiner Frau gegenüber konnte ich das Entfallen anderweitiger Aktivitäten denn auch mit dem überwiegend durchwachsenen Wetter begründen. Außerdem habe ich in Aussicht gestellt, dass es das bald war mit dem alten Teil und wir in Kürze wieder im Normalmodus laufen können ... mal sehen, ob ich mich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt habe ...
Viele Grüße
Hajo